08.07.2015 Schwimmklub Sparta: „So viele Erinnerungen – an einem Tag weg“

Startblock(Quelle Bild und Bericht Südkurier) Der 2. Vorsitzende Johannes Briechle spricht im SÜDKURIER über die Zukunft des SK Sparta Konstanz, nachdem die Hauptsportstätte des Vereins, das Schwaketenbad, von einem Feuer komplett zerstört wurde. Sie kennen das Schwaketenbad seit der Eröffnungsfeier und waren all die Jahre regelmäßig dort. 

Wo haben Sie von dem verheerenden Brand erfahren? Meine Frau hat am Samstag zufällig auf Facebook Bilder entdeckt, auf denen erste Flammen zu sehen waren. Der Schock war groß, zumal unsere Mannschaft an dem Tag von 8 Uhr bis 10 Uhr dort Training hatte und manchmal länger im Bad bleibt. Ich habe mich gleich mit Trainer Lars Winterkamp in Verbindung gesetzt und erfahren, dass das Feuer nachher ausgebrochen sein muss. Zum Glück war schnell klar, dass es keine Verletzten gegeben hat. Die Ungewissheit hatte uns am Samstag trotzdem im Griff.

Es gab ja zwischenzeitlich noch Hoffnung.
Wir hatten zunächst gehofft, dass nur das Springerbecken betroffen ist. Dann war ich am Nachmittag mit meinen Töchtern im Strandbad in Allensbach. Ich dachte: Mist, da brennt schon wieder was in Konstanz, als ich die riesige Rauchwolke gesehen habe. Dann kam die Hiobsbotschaft, dass das wieder das Schwaketenbad war. Dann war im Prinzip klar, dass das Ding komplett verloren ist. Da fahren die Gedanken Achterbahn. Wie kann es weitergehen mit unseren eh schon knappen Wasserzeiten? Ich hatte danach zwei schlaflose Nächte. Das hat aber nicht nur mich beschäftigt: Nur kurze Zeit später bekam ich E-Mails von ehemaligen Schwimmern, unter anderem aus New York, Berlin und Hamburg.

Welche Abteilungen sind direkt betroffen?
Hauptsächlich betrifft es den Donnerstagabend. Da hatten unsere kompletten Kinder- und Jugendbereiche sowie die Wasserballer Training. In 19 Gruppen wurden grob 200 bis 300 Kinder und Jugendliche systematisch an alle vier Hauptschwimmarten herangeführt. Dann wird entschieden, ob sie in den Leistungs-, den Breitensport oder zum Wasserball gehen. Auch die Rennmannschaft hatte an einem Vormittag in der Woche das ganze Becken, das fällt ersatzlos weg. Das ist schon eine kleine Tragödie. Wir sind zwar ein leistungssportlich orientierter Verein, aber die breite Masse ist natürlich genauso wichtig.
Wie geht es kurzfristig weiter? Sie benötigen bestimmt so schnell wie möglich wieder einen Ort fürs Training. Oder müssen Sie gar den Betrieb einstellen?
Kurzfristig haben wir die Kurse eingestellt und alle in die vorgezogene Sommerpause geschickt. Bis zu den Ferien wäre noch Training gewesen. Wir bekommen die Wasserfläche so schnell nicht kompensiert. Jetzt heißt es: Ruhe bewahren, durchschnaufen und überlegen. Wie es im September weitergeht, wissen wir noch nicht.

Gibt es Hilfe von oder Kooperationen mit anderen Vereinen aus der Region?
Wir sind in Kontakt mit der Bädergesellschaft und dem Stadtsportverband. Die Drähte glühen, der E-Mail-Verkehr auch. Norbert Mayer von den SSF Singen, der auch Stützpunkttrainer ist, hat gleich angeboten, dass unsere Kaderschwimmer auch bei ihm trainieren können. Momentan weiß keiner wirklich, woher wir die Wasserfläche nehmen sollen. Die Leistungssportler kriegen das in der Therme kompensiert. In zwei Wochen sind die Badischen Meisterschaften, dann ist auch für sie die Saison beendet. Die Wasserballer sind schon in der Pause. Für sie sieht es aber ganz mies aus, denn sie dürfen in der alten Halle, dem Kur- und Hallenbad, wo wir auch trainieren, nicht spielen, wegen der Glaslampen an der Decke.

Wie viele Konstanzer sind auch Sie mit dem Schwaketenbad aufgewachsen. Welche persönlichen Erinnerungen verbinden Sie damit?
Ich bin 1980 bei der Eröffnungsfeier als kleiner Junge mitgeschwommen, das ist eine ziemlich intensive Erinnerung. Damals haben wir uns gefreut wie die Sau, dass wir so ein Wahnsinnsbad bekommen. Dann hatten wir unseren ganzen Trainingsbetrieb dort und haben uns noch jeden Samstag getroffen, zum rumblödeln auf der Liegewiese und am Sprungturm oder zum Beachvolleyball spielen. Ich hatte dort Niederlagen und Rekorde, jede Menge tolle Erfolge. Da ist unsere ganze Jugendphase abgebrannt. Wie der frühere Cheftrainer Sepp Rist gesagt hat: Das war nicht einfach nur ein Gebäude. Man muss zwar immer sehen, dass es ein großes Glück ist, dass keine Personen ernsthaft verletzt worden sind. Trotzdem: Schade, so viele Erinnerungen – an einem Tag weg. Da wird einem schon komisch ums Herz.

Zur Person
Johannes Briechle ist 2. Vorsitzender des SK Sparta Konstanz. Der 42-Jährige ist in Konstanz aufgewachsen und war selbst aktiver Schwimmer, meist bei Sparta, zwischenzeitlich aber auch für Bad Cannstatt in der Bundesliga und dank eines Sportstipendiums am College in Pennsylvania in den USA. Der Realschullehrer ist seit 1999 im Vorstand des Vereins, in dem er schon sämtliche Funktionen innehatte, vom Materialwart bis zum Präsidenten. Das älteste seiner drei Kinder, Sohn Jannik Höntsch, ist auch Schwimmer. Der 17-Jährige lebt und trainiert im Sportinternat in Halle an der Saale.