05.04.2012 Ein glücklicher Verein

Es gibt sie auch in Konstanz, die Vereine, die über Nachwuchsmangel, über fehlende Trainingsstätten, über ein tiefes Loch in der Kasse klagen. Sprich: über Existenzängste. Es gibt aber auch die ganz anderen Beispiele. Wer Mitglied im Schwimmklub Sparta werden möchte, muss seinen Namen erst einmal auf einer Warteliste eintragen. Auch mit den Trainingsmöglichkeiten sind die Mitglieder zufrieden, mit den sportlichen Erfolgen ohnehin. Wenn der Spartavorstand Wünsche äußert, dann bringt er sie leise an.

Erst nach längerem Überlegen kommt Vorsitzende Ursula Klaussner und ihr Stellvertreter Johannes Briechle in den Sinn, was dem Sparta fehlt. Wenn sie darüber sprechen, klingt es nach allem anderen als nach einem Klagen, es sind Feststellungen. Das soll heißen, dass die Vorstandsmitglieder mehr als glücklich mit der Situation sind. Im Jahr 2008 haben sie ihr Vereinsheim im Rheinstrandbad erhalten und viel selbst Hand angelegt. Damals ging ein ganz großer Wunsch in Erfüllung. Sogar ein eigener Fitnessraum zählt nun zur Klubausstattung. Und woran fehlt es nun? An einer 50-Meter-Bahn, sagt Johannes Briechle, nicht aber zuvor noch zu betonen: „Prinzipiell sind wir mit der Wasserfläche zufrieden." Im Bezirk Baden seien jedoch diejenigen Sportler überlegen, denen fürs Training 50 Meter zur Verfügung stünden. In Konstanz müssen sie sich mit 25 Metern begnügen.

Doch diese Länge reicht dem Sparta, um einen Erfolg nach dem anderen einzufahren. Bei den zurückliegenden Bezirksmeisterschaften haben die Aktiven von 31 Disziplinen 26 gewonnen. Aber nicht nur auf unteren Ebenen hat der Klub Sieger in seinen Reihen. Im Verlauf der 61-jährigen Vereinsgeschichte haben sich einige Titel im In- und Ausland angehäuft; Dieter Höfel ist mehrfacher Deutscher, Europa- und Weltmeister im Wasserball der Masters, um nur ein Beispiel herauszugreifen. Bislang sind Wasserballer und Schwimmer weitgehend für sich. Ziel soll sein, ein Parallel angebot zu schaffen, sagt Höfel. Sportler beider Fächer sollen die Möglichkeit erhalten, an der jeweils anderen Disziplin Gefallen zu finden. 

Auf der Warteliste hat Vorsitzende Ursula Klaussner derzeit etwa 50 Namen stehen. Sie müssen sich gedulden, bis sie in den Sparta aufgenommen werden. 560 Mitglieder zählt der Klub derzeit. Fast 60 Prozent davon sind Kinder und Jugendliche. Ein Wert, von dem andere Vereine träumen. Das bringt jedoch ein anderes Problem mit sich: Der Schwimmklub tut sich schwer darin, Erwachsene für leitende Tätigkeiten, etwa im Vorstand, zu finden. Zumindest hierbei unterscheidet sich der Sparta nicht von anderen Vereinen.

„Wir haben uns auf die Fahnen geschrieben, dass wir ein leistungsorientierter Verein sind", sagt Briechle. Doch auch der Breitensport komme beim Sparta, der seit jeher beste Kontakte in die Schweiz pflegt, nicht zu kurz. Vor allem wehe durch die Gänge des Vereinsheims ein familiäres Flair. Hier wird nicht nur Sport betrieben. Mitglieder gestalten auch außerhalb des Schwimmbeckens ihre Freizeit gemeinsam: Jugendliche gleichermaßen wie Senioren. Und wenn Johannes Briechle überlegt, hat der Sparta doch noch einen Wunsch: Wieder eine Gruppe von Turmspringern zu gründen. Vor 15 Jahren war sie wegen Trainer- und Nachwuchsmangels aufgelöst worden. (Südkurier 05.04.2012)

Bildtext: Johannes Briechle und Ursula Klaussner: Sie sind die Vorsitzenden des Sparta, aber auch zwei von etwa 45 Trainern. Im Schwaketenbad trainieren donnerstags etwa 250 Kinder das Schwimmen, im Rheinstrand-Hallenbad rund 50 leistungsorientierte Kinder.  Bild: Hanser